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Freie Kunstschule Stuttgart

Institut für Ästhetik, Kunst und Religion – interkulturell

Leitung: Prof. Dr. phil. Dr. theol. habil. Michael Eckert


Institut

Aufgaben und Ziele

Das der Freien Kunstschule Stuttgart angegliederte Institut hat sich die Reflexion und Vermittlung der Beziehungen von Ästhetik, Kunst und Religion in ihrer Bedeutsamkeit für individuelle Bildungs- wie gesamtgesellschaftliche Gestaltungsprozesse zum Ziel gesetzt.

Hierzu baut das Institut auf zwei Hauptsäulen:

Grundlage bildet, erstens, die interdisziplinäre Forschung auf den Gebieten der ästhetischen Theorie, der Kunst- und der Kulturgeschichte, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Berücksichtigung interreligiöser und interkultureller Aspekte liegt.

Teil dieses Forschungsprogramms ist neben der Veranstaltung wissenschaftlicher Kongresse und Entwicklung von Projekten in Zusammenarbeit mit renommierten Partnerinstitutionen auch die Herausgabe einer Schriftenreihe mit den Erträgen der Forschungskongresse ebenso wie wegweisenden Monographien und Sammelbänden im Forschungskontext des Instituts.

Das in der fachlichen Konstellation beschlossene Innovationspotenzial und die hierdurch gewonnenen Erkenntnisse sollen sodann, zweitens, an Interessierte weitervermittelt werden.

Das zu diesem Zweck entwickelte Programm wendet sich insbesondere an zwei Personengruppen: zum einen an Studierende in bildnerisch-künstlerischen wie geisteswissenschaftlichen Studiengängen, namentlich im Rahmen der bestehenden Kooperation zwischen der Freien Kunstschule Stuttgart und der Universität Tübingen, zum anderen, mit Bildungsangeboten innerhalb eines „Studium generale“ in Form von Seminaren, Workshops und Abendvorträgen, an ein künstlerisch tätiges oder interessiertes akademisches Publikum, insbesondere Berufstätige und reifere Semester.

Beiden Adressatengruppen wird in individuell abgestimmter Weise die Möglichkeit zur Teilnahme an exklusiven Exkursionen und Studienreisen, insbesondere gemeinsam mit und zu Partnerinstitutionen geboten.

In seiner doppelten Ausrichtung versteht sich das Institut für Ästhetik, Kunst und Religion als Erbe und Fortentwickler des Bildungsprogramms Adolf Hölzels, des Gründervaters und spiritus rector der Freien Kunstschule Stuttgart. Wie dieser verschreibt sich das Institut einer rigorosen ästhetischen Reflexion des Kunststrebens mit wissenschaftlichen Mitteln unter Einbeziehung breiter geistes- wie kulturwissenschaftlicher Kenntnisse. Dies wird unternommen im Bewusstsein der untergründigen Wirkmächtigkeit von Kunst in ihren kulturellen Zusammenhängen und der daraus erwachsenden gesellschaftlichen Verantwortung. Entsprechend verbindet sich das wissenschaftliche Programm mit der beständigen Absicht, die so gewonnenen Erkenntnisse auch breitenwirksam zugänglich zu machen und zum Austrag zu bringen.


Institut

Forschungsprogramm

In den Denksystemen antiker und mittelalterlicher Tradition stand die philosophische Reflexion auf die Kunst primär im Problemhorizont eines metaphysisch-religiösen Identitätsbegriffs, in dem Kult, Theologie und Kunst in untrennbarem Zusammenhang gedacht wurden. Erst mit dem Verlust eines Bewusstseins substantieller Wahrheit entstanden Sinndefizite, die zu einer Verlagerung der Reflexion auf Identität in die Sphäre des Ästhetischen führten.

In der Geschichte der philosophischen Ästhetik der Moderne bildete das Problem der Identität in erkenntnistheoretischer, anthropologischer sowie geschichtsphilosophischer Perspektive immer schon einen Zentralpunkt der Reflexion. Als Theorie der Kunst oder der Natur sollte die philosophisch-ästhetische Reflexion nicht nur Schwierigkeiten bewältigen, die sich aus dem Selbstverständnis moderner Vernunft als einer autonomen, sich selbst begründenden Lebenspraxis ergaben; auch die daraus resultierenden enttäuschten Hoffnungen, d. h. die Widersprüche und Gegensätze zwischen geschichtsphilosophischen Ansprüchen und der sich ihr verweigernden gesellschaftlichen Wirklichkeit sollte die ästhetische Theorie kompensieren und aufheben.

Um den engen Zusammenhang von Kunst, Ästhetik und Identität in der Gegenwart einsichtig zu machen, erscheint ein Blick in die aktuellen Ästhetikdebatten der Kulturwissenschaften aufschlussreich. Im Mittelpunkt der Ästhetikdiskussionen — sowohl in ihrem Verständnis als Theorie der schönen als auch der nicht mehr schönen Künste sowie als Theorie der Sinnlichkeit und der Imagination — steht der Leitbegriff der „ästhetischen Erfahrung“ seit geraumer Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, sei es in philosophischen, in kunsttheoretischen, bildwissenschaftlichen oder medienanthropologischen Kontexten.

Analog dazu zieht angesichts der religionskulturellen Veränderungsprozesse der letzten Jahrzehnte der Begriff der „religiösen Erfahrung“ verstärkt religionswissenschaftliches und religionsphilosophisches Interesse auf sich.

In der Folge ergeben sich vermehrt interdisziplinäre Erkenntnisinteressen zum Zusammenhang ästhetischer und religiöser Erfahrung zwischen theologischen Wissenschaften, Religionswissenschaften sowie einigen kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Diese Diskussionen stehen jedoch erst am Anfang.

Das „Institut für Ästhetik, Kunst und Religion – interkulturell“ greift dieses Desiderat auf. Als Leitmotiv dient die Frage, ob und wie sich Interferenzen ästhetischer und religiöser Erfahrung in ihren historischen und kulturellen Bedingtheiten für die gegenwärtige Identitätsproblematik menschlicher Lebenswelten fruchtbar machen lassen. Das damit formulierte Grundanliegen wird in dem beständigen Bewusstsein verfolgt, dass eine solche Reflexion nur möglich wird, wo der Horizont eigenen Denkens und Handelns überschritten, also notwendig interkulturell verhandelt wird.

Seinem Selbstverständnis nach kritisch-hermeneutisch, verfolgt das Institut damit ein einzigartiges Erkenntnisinteresse, das sich in dieser Weise bisher an keiner Kunsthochschule Deutschlands findet: die Bündelung pluraler Perspektiven der Reflexion auf die theoretischen Voraussetzungen und methodischen Vorgaben einer Verhältnisbestimmung von Ästhetik, Kunst und Religion in ihren Divergenzen wie ihren Konvergenzen. Dazu vermittelt es umfassende Kenntnisse der Kunsttheorie, Ästhetik und Religionsphilosophie in historischer wie besonders in systematischer Hinsicht. Historisch reichen die gebotenen Inhalte von antiken, über mittelalterliche und moderne Verhältnisbestimmungen bis in die Gegenwart. Systematisch wird beispielsweise dem Zusammenhang von Bilderverbot in Religion und Kunst nachgegangen — stets in bewusst interreligiöser Erweiterung, die über Judentum, Christentum und Islam hinaus auch asiatische Religionen und Spiritualitätsformen in den Blick nimmt, sodass etwa Philosophie und Religion in Mahayana- und Zen-Buddhismus unter dem religions- und kulturübergreifenden Gesichtspunkt anikonischer Ästhetik mit einbezogen werden.


Institut

Mitglieder

Prof. Dr. phil. habil. Reinhold Boschki, Tübingen (Religionspädagogik)

Prof. Dr. Dr. phil. habil. Elena Filippi, Zürich / Rom (Kunstgeschichte)

Prof. Dr. phil. habil. Peter Pörtner, München (Japanologie)

Prof. Dr. phil. habil. Michael Reder, München (Sozialphilosophie)

Prof. Dr. phil. habil. Andrea De Santis, Rom (Philosophie, Ästhetik)

Prof. Dr. phil. habil. Wolfgang Christian Schneider, Hildesheim (Philosophie, Kunstgeschichte)

Dr. theol. Christian Ströbele, Stuttgart (Theologie)

Dr. theol. Michael Kessler, Tübingen (Theologie, Germanistik)

Domkapitular Dr. theol. Jürgen Lenssen, Würzburg (Kunstbeauftragter der Diözese Würzburg a.D.)

Kirchenrat Reinhard Lambert Auer, M.A., Stuttgart (Kunstbeauftragter der Evangelischen Landeskirche in Württemberg a.D.)